Centaurium, Chironienkraut und Erdgalle

Der deutsche Name „Tausendgüldenkraut“ wird volkstümlich vom wissenschaftlichen Gattungsnamen „Centaurium“ hergeleitet (lat. centum = hundert, aurum = Gold – Gulden), wobei die Steigerung Tausend den hohen Wert als Heilpflanze unterstreicht.

Die eigentlichen Namenswurzeln liegen jedoch in der Antike, denn die Pflanze wurde schon von griechischen Ärzten als Kentaurion bezeichnet. Der Name verweist demnach auf den weisen und edlen Zentauren Chiron, der als heilkundiger Lehrmeister des Asklepios gilt und überdies der mythologische Stammvater des gleichnamigen griechischen Ärztegeschlechtes ist. Zentauren waren Zwitterwesen, halb Mensch, halb Tier. Sie symbolisieren den Zwiespalt des menschlichen Daseins. Das Heilkraut Centaurium soll dem Menschen bei seiner Wanderung durch Nacht zum Licht hilfreich zur Seite stehen.

Eine weitere historische Bezeichnung stammt von Plinius, der die Pflanze Fel terrae nennt, was soviel wie Erdgalle bedeutet und auf den bitteren Geschmack hinweist. Auch andere Volksnamen des Tausendgüldenkrautes deuten auf die antike Namensherleitung, Eigenschaften oder Verwendung hin: Chironienkraut, Fieberkraut, Wundkraut, Aderntee, Magenkraut, Bitterkraut, Schmeckeblümchen, Schreckkraut, Muttergotteskraut oder Gottesgnadenkraut.

Die gegenwärtige wissenschaftliche Bezeichnung lautet Centaurium erythraea Rafinesque-Schmaltz (Echtes Tausendgüldenkraut) und es ist der Familie der Gentianaceae, d. h. der Enziangewächse zugeordnet. Andere gebräuchliche Synonyme sind z. B. Centaurium minus Mönch (Kleines Tausendgüldenkraut), Centaurium umbellatum Gilibert (Doldiges Tausendgüldenkraut) oder Centaurium latifolium Linné (Breitblättriges Tausendgüldenkraut).

NHV Theophrastus, 2005


Verwendete Quellen
  • Irmscher, J. [Hrsg.]: Lexikon der Antike (10. durchgesehene und erweiterte Auflage), Bibliographisches Institut, Leipzig, 1990

  • Mayer, D.G., Uehleke, B., Saum, K.: Handbuch der Kloster-Heilkunde (6. Auflage), Verlag Zabert Sandmann, München, 2003

  • Reger, K.-H.: Hildegard Medizin, Goldmann Verlag, München, 1993

  • Wicht´l, M.: Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2002