Rosmarin – Beliebtes Heil- und Würzkraut

Autor/en: 
Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin

Der im mediterranen Raum heimische Rosmarin ist aufgrund seines typischen Duftes und angenehm herben Geschmacks ein klassisches Küchenkraut. Besonders auf die Verdauung hat er einen heilenden Einfluss. Die "Heilpflanze des Jahres" 2011 hilft aber auch beispielsweise äußerlich gegen rheumatische Beschwerden und findet Einsatz in der Aromatherapie.

Meertau und Brautkraut

Der Name Rosmarin, welcher in fast allen Sprachen ähnlich lautet, wird interpretiert als „Tau des Meeres“ (lat. „ros“ = Tau und „marinus“ = zum Meer gehörig). Möglicherweise bezieht sich das jedoch nicht auf das örtliche Vorkommen, sondern eher auf die meerblauen Blüten. Eine andere Erklärung geht vom griechischen „rhops myrinos“ aus, was „wohlriechender Strauch“ bedeutet. Im Volksmund wird er auch als Antonkraut, Weihrauchkraut oder Brautkraut bezeichnet.

Inhaltsstoffe und Botanik

Rosmarin stammt aus der Familie der Lippenblütengewächse. Im Mittelmeerraum kann der aromatisch duftende, immergrüne Halbstrauch ein bis zwei Meter hoch werden. Er hat nadelartige ledrige Blätter, die bis zu 2,5 % ätherisches Öl enthalten, welches auch bestimmend für die Verwendung in der Heilkunde ist. Außerdem gehören Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide und Harze zu den wertvollen Inhaltsstoffen.

Die zierlichen, blassblauen Blüten des Rosmarins erscheinen im Frühjahr, gelegentlich auch im Spätsommer. Er bevorzugt warme, sonnige Plätze sowie einen sandigen, durchlässigen Boden. Klima und Bodenbeschaffenheit scheinen auf die Qualität des ätherischen Öls großen Einfluss zu haben. Besonders hochwertig soll das südfranzösische Öl sein. Auch gilt das Fleisch von Schafen, welche im Süden Frankreichs gierig das Rosmarinlaub fressen, als besonders schmackhaft. Da Rosmarin frostempfindlich ist, empfiehlt es sich, die Pflanze im Herbst in einen Topf umzusetzen, und in einem kühlen Zimmer des Hauses bei 5–10° Celsius zu überwintern.

Gründe für die Wahl

Der mit der Kür beauftragten Jury fällt es nicht leicht, jährlich nur eine Pflanze aus der unerschöpflichen Schatztruhe der Natur auszuwählen. Verdient es doch eigentlich jedes Heilkraut, in seiner Einzigartigkeit gewürdigt zu werden! Duftpflanzen wie der Rosmarin stehen in der Beliebtheitsskala der Bevölkerung im Allgemeinen besonders weit vorn, denn es verbindet sich hier die Heilwirkung mit der angenehmen Eigenschaft des guten Geruchs. „Pflanzendüfte sind wie Musik für unsere Sinne“, sagt ein altpersisches Sprichwort, denn auch Düfte sind in der Lage, vor allem emotionale Erinnerungen zu wecken oder uns in bestimmte Stimmungen zu versetzen.

Für die Kür des Rosmarins war jedoch nicht hauptsächlich der Duft ausschlaggebend, sondern seine große Anwendungsbreite. „Durch seine natürliche, aktivierende und tonisierende Wirkung ist Rosmarin für eine immer älter werdende Bevölkerung ebenso hilfreich wie auch für jüngere Patienten mit Erschöpfungs- und Ermüdungszeichen“, begründet ein Jurymitglied die Wahl. Außerdem fördert Rosmarin die Durchblutung und wirkt krampflösend, was ihn speziell in der Sportmedizin zu einem beliebten Heilmittel macht, aber auch bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Linderung verschafft.

Rosmarinhecke im Botanischen Garten Hanbury, Ligurien © NHV Theophrastus

Rosmarinhecke im Botanischen Garten Hanbury, Ligurien © NHV Theophrastus

Ein Kraut für Körper, Seele und Geist

Derzeitig wissenschaftlich anerkannt ist die innerliche Anwendung von Rosmarin bei Verdauungsbeschwerden. Äußerlich aufgetragen, wird Rosmarin zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden empfohlen.

Aber auch volks- und erfahrungsmedizinisch gesehen werden dem Rosmarin noch viele weitere heilende Eigenschaften zugeschrieben: herzstärkend, appetitanregend, krampflösend, blutreinigend, antibakteriell und menstruationsfördernd.

In der Aromatherapie wird die seelische Wirkung des Rosmarins als ausgleichend, bewusstseinsstärkend und konzentrationsfördernd beschrieben. „Allein das Inhalieren einiger Tropfen des Öls ruft ein Gefühl großer geistiger Klarheit hervor, das alle Denkprozesse anregt.“ erklärt Barbara Kunick-Wünsche, Heilpraktikerin aus Velbert.

Wegen seiner anregenden Wirkung empfehlen manche Therapeuten, Rosmarin nicht abends anzuwenden. Schwangere sollten auf hochdosierte Rosmarin-Zubereitungen verzichten.

Rosmarin in der Geschichte

Auch unsere Vorfahren kannten den Rosmarin bereits und verwendeten ihn zu verschiedenen Zwecken. Schon in der Antike wurde er zu rituellen und symbolischen Zwecken genutzt: Statt des teuren Weihrauchs verwendete man ihn für reinigende Räucherungen. Die alten Ägypter gaben ihren Toten Rosmarinzweige in die Hände, um ihren Seelen die Reise ins Jenseits zu erleichtern und in Griechenland weihte man den Rosmarin der Göttin Aphrodite. Er galt als Symbol der Ehe.

Benediktinermönche brachten im späten Mittelalter den Rosmarin über die Alpen nach Norden. Der bekannte Arzt Paracelsus (1493–1541) schätzte ihn als Bestandteil einiger bewährter Heilmittel, z. B. gegen rheumatische Beschwerden. Auch im Kräuterbuch des Naturforschers und Arztes Lonicerus (1528–1586) heißt es: „Wer am Leib geschwollen oder mit dem Gicht behafftet/der siede die Blätter in Wasser/thu sie in ein leinen Tüchlin/und binds darauf.“ Sehr bekannt wurde im 16. Jahrhundert der „ungarische Königinnen-Geist“, ein Destillat aus Rosmarinblüten, durch welches die an Rheuma erkrankte und gelähmte Isabella von Ungarn gesund wurde. Der Pfarrer und „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp (1821–1897) betonte besonders die verdauungsfördernde Wirkung: „Rosmarin ist ein vorzügliches Magenmittel. …Blähungen werden ausgetrieben und jene Erscheinungen günstig beeinflusst, die mit einer schlechten Zirkulation im Verdauungsapparat zusammenhängen.“

Einsatz als aromatisches Gewürz

Als vielseitig einsetzbares Gewürz wird der Rosmarin nicht nur in der mediterranen Küche genutzt. Alfons Schuhbeck, langjähriger Koch der Fußballmannschaft des FC Bayern und bekannter Fernsehkoch empfiehlt: „Rosmarinblätter passen zu allen Arten von Fleisch und Geflügel, würzen Desserts mit Frischkäse, Aprikosen, Pfirsichen und Honig und harmonieren mit mediterranen Zutaten wie Tomaten, Olivenöl und Knoblauch.“

Eigene Erfahrungen sammeln

Experimentieren Sie bei der Zubereitung von Speisen mit verschiedenen Gewürzen, probieren Sie Kombinationen aus und erleben Sie an sich selbst ihre wertvollen gesundheitsfördernden Eigenschaften. Oder lassen Sie sich durch die Kür des Rosmarins zur „Heilpflanze des Jahres 2011“ motivieren, eine selbst gemachte Rosmarin-Einreibung herzustellen, die Ihnen im Urlaub helfen kann, den lästigen Muskelkater der ersten Wanderung schnell zu vertreiben.

Broschüre zur Heilpflanze

Wie bereits in früheren Jahren, hat der NHV Theophrastus 2011 eine Broschüre über die aktuelle Heilpflanze des Jahres veröffentlicht.

Diese finden Sie auf unserer Webseite: Broschüre "Rosmarin (Rosmarinus officinalis)".

2010


Quellen
  • Kneipp, Sebastian: Meine Wasserkur, Karl F. Haug Verlag in Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, 2004

  • Kunick-Wünsche, Barbara: Heilen mit ätherischen Ölen, Teil 7 in „Der Heilpraktiker & Volksheilkunde“ 8/2005

  • Lonicero, Adamo: Kreuterbuch Reprint; Verlag Konrad Kölbl; Grünwald bei München; 1962

  • Schubeck, Alfons: Meine Küche der Gewürze; Verlag Zabert Sandmann; München; 5. Auflage 2009; S. 97

  • Madejsky, M., Rippe, O.: Die Kräuterkunde des Paracelsus, AT Verlag, 2006

Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin