Aktuelle Fragen zur Gesundheit – aus der Sicht des Paracelsus beantwortet

Gesundheit ist ein wertvolles Gut. Aber nur wenigen Menschen gelingt es, sie dauerhaft bis ins hohe Alter zu bewahren. Das Bestreben, die Gesundheit möglichst lange zu erhalten, besteht und bestand zu allen Zeiten. Es lohnt sich deshalb, auch einmal das Überlieferte zu durchforsten, um zu erfahren, ob nicht etwa Themen und Gedanken, die wir heute als aktuell empfinden, in der Vergangenheit schon durchdacht und bearbeitet wurden.

Aktuelle Fragen zur Gesundheit

aus der Sicht des Paracelsus beantwortet

Der bekannteste Arzt des ausgehenden Mittelalters, Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, liefert in seinen umfangreichen Schriften eine Menge Denkanstöße, die von Ärzten, Heilpraktikern, Apothekern aufgegriffen und entwickelt werden, und er gibt bei genauem Hinsehen viele Antworten, die wir ohne weiteres in unsere Neuzeit transportieren können.

Biografische Eckdaten

Das Herüberreichen seines Wirkens in unsere Zeit

Seine Biografie lässt erkennen, dass er in eine Epoche großer Entdeckungen und Umwälzungen, in eine Zeit außerordentlichen schöpferischen Tuns hineingeboren wurde. Als ein Fähiger seiner Zeit konnte er diese Impulse aufnehmen und auf seinem Wissensgebiet umsetzen.
Zu Fuß durchwanderte er große Teile Europas und lernte, wo es etwas zu lernen gab. In seinen 7 Verteidigungsreden begründet er dieses „Landfahren“:

„Das hat den Grund, dass keinem der Meister zu Hause wächst und man den Lehrer nicht hinter dem Ofen findet. Sind doch die (Heil-)Künste nicht alle auf ein einziges Vaterland beschränkt, sonder sind ausgeteilt über die ganze Welt, sind nicht nur in einem Menschen oder an einem Ort, sondern man muss sie dort zusammenklauben, dort auffassen und suchen, wo sie sind.“

Seine Erfahrungen erlaubten eine eigene Sicht auf Gesundheit und Krankheiten, die von den Ärzten seiner Zeit nur wenig verstanden wurde. Ausdruck fand das andersartige Denken z.B. in der Beschreibung der fünf Krankheitsursachen, die, übersetzt mit unserem heutigen Wissen, durchaus Gültigkeit haben:

  1. ens astrale – geopathische Einflüsse
  2. ens naturale – die angeborene Veranlagung
  3. ens spirituale – psychosomatische Ursachen
  4. ens veneni – Vergiftungen (aus der Umwelt oder dem eigenen Stoffwechsel)
  5. ens dei – Schicksal oder Karma

Bei seinen Heilmethoden beschritt er neue Wege und war damit erfolgreicher als viele seiner Kollegen, die sich auf die Lehren des Hippokrates, Galen und Avicenna stützten, aber nicht darüber hinausgingen. Für Paracelsus waren diese Lehren dringend ergänzungsbedürftig. Alles Neue hat es schwer. So stieß natürlich der Hohenheimer auf kräftigen Widerstand, nicht nur bei Ärzten, sondern auch bei Apothekern, weil er einfache Rezepte schrieb, noch dazu Pflanzen verwendete, die vor der Haustür wuchsen und deren Zubereitung die Kassen nicht mehr so schnell füllten.

Als Arzt begegnet Paracelsus seinen Kranken mit liebevoller Zuwendung. Er formuliert und bekräftigt:

„Der höchste Grund der Arznei ist die Liebe.“

Das Arztbild bei Paracelsus

In diesem Punkt fordert er eine Rückbesinnung. Paracelsus war ein gottgläubiger Mensch. In seinen Schriften lassen sich immer wieder Bezüge zur Bibel erkennen. Ein großer Teil seiner hinterlassenen Werke beschäftigt sich ausschließlich mit ethisch-religiösen Themen.
Er entwickelt ein Arztbild und stellt darin hohe Anforderungen an die ethisch-moralische Tauglichkeit eines Arztes.

„Nachdem Christus zwölf Jünger gehabt hat und einer von ihnen war ein Verräter, um wie viel mehr ist es dann bei den Menschen wahrscheinlich, dass unter zwölfen kaum einer gut ist! Denn weil wir alle Dinge aus Liebe tun sollen, doch nichts aus Liebe geschieht, sondern nur um Lohn und Bezahlung, greift der Eigennutz um sich. … Denn sobald die Liebe zum Nächsten erkaltet, bringt es dem Nächsten kein Gedeihen mehr.“

Zu den vier Säulen der Heilkunst zählt Paracelsus neben Philosophie, Astronomie und Alchemie auch die Tugend, worunter er aber nicht allein die moralische Qualifikation für diesen Beruf versteht, sondern auch eine natürliche Befähigung zum Arzt, denn er muss in der Lage sein, zu heilen mit dem Wort, mit dem Kraut und mit dem Stahl.

Ordnung halten mit „Wissenheit der Natur“

Inwieweit sind wir für unsere Gesundheit selbst verantwortlich

Im Sinne des Hohenheimers ist Heilung die Rückführung des Kranken in die Geborgenheit göttlicher Ordnung. Diese Auffassung enthält die Mahnung an jeden einzelnen, an der Erhaltung seiner Gesundheit zu arbeiten. Er ruft uns auf, in allen Dingen Ordnung zu halten. Damit meint er Ordnung in der Ernährung, der Hygiene und der Lebensführung.

„Wie ein Kind zu Verstand gezogen werden muss, so wächst auch ein Mensch erst nach und nach in jene wissentliche Vernunft, aus der allein hervorgeht die Ordnung des Lebens. Nur über diese Lebensordnung ist das Glück zu finden. Denn was ist Glück anderes, als Ordnung zu halten mit Wissenheit der Natur.“

Das Wissen um die Gesunderhaltung seines Körpers muss sich der Mensch auf seinem Lebensweg aneignen, er muss darüber nachdenken, Erfahrung sammeln.
Da es ebenfalls zur Aufgabe des Arztes gehört, die Gesundheit der Patienten zu erhalten, soll er mit seinem Wissen helfen, den Patienten in diese Lebensordnung hineinzuführen.
Unsere Zeit prägte hierfür den Begriff Gesundheitserziehung.


NHV Theophrastus, 2005

Foto: Paracelsus Gedenktafel am Paracelsushof in Villach © Geolina163, Paracelsushof Villach 02, , CC BY-SA 4.0